Interessen und Ideen fliessen ein
Bence Nagy kommt mehrmals wöchentlich in die Physiotherapie der GHG Tempelacker in Arbon. Er ist mit Begeisterung dabei und hat schon viele motorische Fähigkeiten hinzugelernt.
Ein bisschen sieht es aus wie in einer Turnhalle mit vielen Geräten und Matten; es könnte aber auch ein kunterbuntes Spielzimmer sein. Und eigentlich ist es sogar beides. Vor allem sind die Räume der GHG Tempelacker in Arbon ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche gefördert und gefordert werden. Zwei Fachpersonen kümmern sich mit Hingabe um ihre jungen Patientinnen und Patienten. Dazu gehört Bence Nagy aus Romanshorn, der demnächst drei Jahre alt wird. Begleitet von seiner Mutter Eva Nagy ist er jeden Montag und Mittwoch hier, um seine Bewegungsfähigkeit auszubauen. Zudem besucht er einmal wöchentlich die Ergotherapie im gleichen Haus. Bence ist im Mai 2021 mit einer Zerebralparese zur Welt gekommen. Bei ihm bedeutet dies, dass er sowohl eine körperliche als auch eine kognitive Beeinträchtigung hat. Bereits im Alter von wenigen Monaten verwies ihn sein Kinderarzt an die GHG Tempelacker. Seither hat er dank der Unterstützung seiner Physiotherapeutin Alexandra Peterer grosse Fortschritte gemacht. «Er kann seinen Kopf nun besser kontrollieren und den Rumpf strecken und stabilisieren», erklärt sie. Ausserdem habe sie Bence schon als Baby dazu angeleitet, sich liegend zu drehen – eine Aufgabe, die er nun mit Bravour meistert. «Hilfreich ist auch, dass die Eltern zu Hause regelmässig mit ihm üben», fügt Alexandra Peterer an. Auf ihrem Handy zeigt Mutter Eva Nagy eine Reihe von Fotos und Videos, auf denen Bence in seinem Kinderzimmer mit den unterschiedlichsten Hilfsmitteln zu sehen ist. Bences Vater hat sogar extra eine Hängevorrichtung konstruiert, dank der sich sein Sohn ans Stehen gewöhnen und einige Schritte gehen kann.
«Seit Bence lachen gelernt hat, lacht er fast immer.»
Alexandra Peterer, Physiotherapeutin
Interessen und Ideen fliessen ein
Bence ist eines von derzeit rund 30 Kindern, die am Standort Arbon zur Therapie kommen. Viele sind Langzeitpatientinnen und -patienten wie er – bei ihnen ist offen, wie lange sie diese Form der Unterstützung benötigen. Andere wiederum besuchen die Therapie nur vorübergehend. «Bence wird voraussichtlich sein Leben lang Förderung brauchen», sagt Alexandra Peterer. In ihren Beruf eingestiegen ist sie vor einigen Jahren als Physiotherapeutin für Erwachsene. Mit der Zeit sei ihr aber klar geworden, dass sie aufgrund des spielerischen Aspekts und der Freude, welche die Kinder ausstrahlen, lieber mit jüngeren Menschen arbeiten möchte.
Faszination für Bälle und Lautes
Bences Aufmerksamkeit gilt derzeit den Ballspielen. Darum nutzt die Therapeutin unter anderem einen grossen Sitzball, um mit Bence die Beweglichkeit von Händen und Füssen zu trainieren. Während den Übungen hält und stützt sie den kleinen, aufgeweckten Buben von hinten. Ihr Motto: «So viel wie nötig, so wenig wie möglich.» Dies hilft Bence dabei, immer selbständiger zu werden und seinen Körper gezielt zu aktivieren, wie man dies in der Fachsprache nennt. Bence nutzt keine Lautsprache, doch mit Nicken oder Kopfschütteln und mit seinem wachen Blick teilt er Zustimmung oder Ablehnung mit. Ihm ist anzusehen, dass ihm die meisten Übungen viel Freude bereiten – vor allem dann, wenn etwas herunterfällt und laut knallt. Auch nach 40 Minuten, unterbrochen durch einige kurze Liegepausen, ist Bence noch motiviert. «Seit er lachen gelernt hat, lacht er fast immer», sagt Alexandra Peterer.
In der Therapie in Arbon macht Bence Nagy grosse Fortschritte. Er kann mit Unterstützung einige Schritte gehen.