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«Langweilig wird es mir nicht»

Erika Feurer war im Frühling 2023 eine der ersten Bewohnerinnen, die im Wohn- und Pflegezentrum GHG Maurini ein Zimmer bezogen. Im neuen Umfeld hat sie sich schnell zurechtgefunden.

Jeden Morgen sitzt sie in ihrem roten Sessel und liest die Zeitung; das gehört für Erika Feurer einfach dazu. Allerdings hat die 94-Jährige kein hiesiges Blatt abonniert, sondern eines aus Basel. Auf dem Beistelltisch stapeln sich die Ausgaben der vergangenen Woche und Erika Feurer sagt in unverkennbarem Basler Dialekt: «Ich möchte informiert bleiben, auch über meine alte Heimat.»

Knapp ein Jahr ist vergangen seit Erika Feurers Einzug im Wohn- und Pflegeheim GHG Maurini, das im April 2023 eröffnet wurde. Ihre Tochter, die in Mörschwil lebt, habe das so eingefädelt. Dies, nachdem Erika Feurer daheim in Basel in der eigenen Wohnung gestürzt war und sich dabei verletzte. «Da wurde klar, dass es besser ist, wenn ich nicht mehr allein wohne», erzählt Erika Feurer. «Dass ich nun hier sein kann, ist ein grosses Glück.» Schon als Mädchen sei sie gerne und oft in der Ostschweiz gewesen, zu Besuch bei Verwandten. Daher sei ihr der Umzug leichtgefallen. «Mir gefällt es in Mörschwil», sagt die Seniorin. «Schauen Sie, man kann von hier aus den Bodensee sehen!»

Feine Suppen und viel Bewegung
Die verwitwete Dame bewohnt ein helles Einzelzimmer im zweiten Stock – mit eigenem Bad und mit einem kleinen Balkon. Viel Lesestoff steht bereit, als Dekoration dienen Tierfiguren. Zuoberst auf dem Regal thront ein Fernseher. «Ich mag Krimis und Nachrichtensendungen», sagt Erika Feurer und lacht. So kommt es ihr zugute, dass in der GHG Maurini früh zu Abend gegessen wird. «Dann bin ich um halb acht bereit für die Tagesschau.» Das Essen bezeichnet Erika Feurer als «sehr gut» und sie ist froh, dass sie nicht mehr selbst kochen muss. Am meisten schätzt sie die feinen Crèmesuppen. Neben dem Kulinarischen haben es ihr die Bewegungsangebote angetan, zum Beispiel das Pilates, das die Bewohnerinnen und Bewohner im Sitzen praktizieren. Zudem geht sie gerne im Quartier spazieren. Gestützt auf ihren Rollator, an dem der Schlüsselbund baumelt, ist sie auffallend wendig unterwegs.

 

«Ich kann von hier aus den Bodensee sehen, das ist schön.»

Von der Postbeamtin zur Familienfrau
Aufgewachsen ist Erika Feurer in den 1930er- und 1940er Jahren. Sie hat also die Zeit des Zweiten Weltkriegs miterlebt. Einmal, mitten im Winter, wurde die Stadt Basel irrtümlicherweise bom­bardiert. Mehrere Menschen verloren dabei ihr Leben. Die kleine Erika und ihre Familie kannten eines der Todesopfer. «Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen», sagt Erika Feurer nachdenklich. «Es ist kaum zu glauben, dass es nach wie vor Kriege gibt auf der Welt.»

Als junge Erwachsene konnte Erika Feurer eine Stelle bei der Post antreten. «Für Frauen war diese Arbeit am Schalter damals erst seit Kurzem erlaubt und daher etwas Aussergewöhnliches», hebt sie hervor. Sie sei gerne Beamtin gewesen, unter anderem, weil ein Jahr im Welschland zur Ausbildung gehörte.

Mit 20 heiratete Erika Feurer, mit 23 wurde sie Mutter. Vier Kinder haben sie und ihr Mann grossgezogen. In besonders schöner Erinnerung sind ihr die Campingferien geblieben, die bei Feurers Tradition waren.

Mit ihren Liebsten ist Erika Feurer nach wie vor eng verbunden. Ihre Tochter beispielsweise fährt regelmässig mit ihr ins Appenzeller Heilbad in Unterrechstein. «Langweilig wird es mir nicht», sagt Erika Feurer bestimmt. «Wenn man will, so wie ich, gibt es immer etwas zu tun.»