< Zurück

«Eine Portion Witz bricht jedes Tabu»

Als Sozialpädagoge ist Andrin Hindermann mittendrin im Leben, das sich in den Wohngruppen der GHG Sonnenhalde Tandem abspielt. Dazu gehören Tätigkeiten in und um den Standort Sonnenhalde, aber auch Ausflüge mit weiterem Radius. Und vor allem: klare Strukturen, Teilhabe, Selbstbestimmung.

Der gegenseitige Respekt und das Vertrauen sind für ein funktionierendes Miteinander entscheidend. 

«Peter und Paul», so heisst nicht nur der Wildpark in St.Gallen Rotmonten, sondern auch eine der zehn Wohngruppen in der nahegelegenen GHG Sonnenhalde Tandem. Ihr Leiter, Andrin Hindermann, ist als Sozialpädagoge stets auf Trab. Obwohl er es in seinem 100-Prozent-Job mit einer immensen Fülle an Menschen, Geschichten und Anliegen zu tun hat, strahlt er vor allem Gelassenheit aus. Dies spüren auch die Klientinnen und Klienten, die der 43-jährige Ostschweizer durch den Alltag begleitet. Die Räumlichkeiten der Gruppe «Peter und Paul» befinden sich in einem älteren, gemütlichen Haus. Die Einzelzimmer der zwölf bis dreizehn Erwachsenen, die hier wohnen, sind über drei Stockwerke verteilt. Hinzu kommen ein Aufenthaltsbereich mit angegliederter Küche und ein Büro, in dem das Team von Andrin Hindermann seine administrativen Aufgaben erledigt.

Respektvoll und auf Augenhöhe
Danach gefragt, wie sich «seine» Gruppe in Kürze beschreiben lässt, schmunzelt der Sozialpädagoge. «Sehr divers», antwortet er. «Die Leute sind zwischen Anfang 30 und Ende 70, von den Interessen her breit gefächert, mit ihren ganz eigenen Stärken und Eigenheiten, mit Trisomie 21 oder Autismus-Spektrum-Störung – alles individuell». Andrin Hindermann empfindet die Vielfalt als spannende Herausforderung. Seit 2023 arbeitet er bei der GHG, und er erlebt hier trotz fast 20 Berufsjahren etwas Neues. Zuvor hat er nämlich ausschliesslich Kinder und Jugendliche betreut, nun erstmals Erwachsene. «Und diese wollen als solche wahr- und ernstgenommen werden», fügt er an. Gezielt setzt Andrin Hindermann auf ein Arbeitsmittel der aussergewöhnlichen Art: Humor. «Eine Portion Witz bricht jedes Tabu – im persönlichen Umgang oder dann, wenn ich mit Klientinnen und Klienten in der Öffentlichkeit unterwegs bin. Sofern er authentisch ist und passt, erleichtert Humor vieles.»

Weitere Werte, die das Geschehen in der Gruppe «Peter und Paul» prägen, sind Wahlmöglichkeiten, Selbstbestimmung und Teilhabe. Die Betreuungspersonen setzen alles daran, dass die Klientinnen und Klienten die Freizeitgestaltung auf eine gute, konstruktive Weise mitgestalten. «Wir haben einige Bewohnende mit einer recht hohen Selbstständigkeit», erklärt der Gruppenleiter. Bei ihnen gilt es, eine Balance zu finden und genau so viel Halt zu bieten wie nötig. «So ermöglichen wir Fortschritte und Erfolgserlebnisse», erklärt Andrin Hindermann.

Mitbestimmen und dabei sein
Das Ziel des betreuten Wohnens besteht darin, den Menschen Strukturen zu bieten, an denen sie sich orientieren können. «Das trägt zum Wohlergeben aller bei.» Konkret kann das bedeuten: Die Betreuungspersonen sind je nachdem dabei, wenn die Bewohnerinnen oder Bewohner einkaufen oder spazieren gehen. Sie begleiten sie zum Coiffeur, zum Arzt oder wenn jemand ein Hobby ausser Haus ausübt. Ausserdem plant das Team mit ihnen verschiedene Aktivitäten. Zum Beispiel auswärts essen, kürzer oder auch mal länger verreisen.

Die fortlaufende Interaktion und das Energiemanagement – das sind gemäss Andrin Hindermann wichtige Pfeiler seiner Arbeit.

Grenzen erkennen und kommunizieren
Andrin Hindermann und seine Kolleginnen und Kollegen leisten ihre Schichteinsätze tagsüber, abwechselnd früh oder spät. Hinzu kommt in der Regel ein Pikett-Wochenende pro Monat und alle paar Wochen ein Bereitschaftsdienst in der Nacht. Für die Nachtdienste ist ein spezialisiertes Team zuständig.

Als Gruppenleiter trägt Andrin Hindermann viel Verantwortung, zugleich steht er im Austausch mit seinen Vorgesetzen, die wiederum ihre eigenen Anforderungen an ihn herantragen. «Für ein funktionierendes Miteinander ist es entscheidend, dass man auf allen Ebenen in Beziehung tritt. Zudem muss man spüren, wo die eigenen Grenzen sind, und diese kommunizieren.» Ebenso wichtig sei es, die Privatsphäre des Gegenübers zu respektieren. Andrin Hindermann fasst zusammen: «Mein Beruf besteht letztlich aus so viel Interaktion und Energiemanagement, dass ich mich selbst laufend neu kennenlerne.»