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«Es ist schön hier»

Eine Arbeitsstelle bringt eine sinnstif­tende Aufgabe und vieles mehr mit sich: neue Herausforderungen, Kontakte mit anderen Menschen und einen gestärkten Selbstwert. Das weiss auch Amanda Bischof. Die junge Frau ist seit knapp drei Jahren im Bereich Industrie der GHG Sonnenhalde Tandem tätig und schätzt ihren Job sehr.

Am liebsten hört Amanda Bischof Musik. Die Partyschlager von DJ Ötzi und Andreas Gabalier haben es ihr angetan. So kommt es, dass diese Lieder in der Freizeit der 21-Jährigen eine entscheidende Rolle spielen – unterwegs oder daheim in ihrem Zimmer. Ganz anders als beim Mit­singen oder an einem Konzert, nämlich still und konzentriert, geht es an Amanda Bischofs Arbeitsstelle in der GHG Sonnenhalde Tandem in St.Gallen zu und her. Gemeinsam mit anderen Klientinnen und Klienten ist Amanda Bischof von Montag bis Freitag dort im Einsatz, jeweils von 9 bis kurz nach 16 Uhr.

Im Einsatz für Geschäftskunden

Amanda Bischof gehört zu einem Team, das Aufträge für externe Kunden ausführt. Dazu gehören Produkte aus Papier und Karton sowie Montage-, Abfüll-, Falz- und Konfektionierungsarbeiten. «Wir falten Schachteln, wir verpacken Waren oder stellen grössere Versände zusammen», erklärt Amanda Bischof, während sie per Rollstuhl von einem Tisch zum nächsten wechselt. Darauf ausgelegt sind heute viele verschiedenfarbige Dokumente. Der Auftrag besteht darin, diese zu Dossiers für Arbeits­rapporte zusammenzustellen. «Man muss aufpassen, dass alles stimmt: Anzahl der Blätter, Farben und Nummern», erklärt Amanda Bischof.

Partyschlager in den Ohren: Beim Musikhören kann Amanda Bischof entspannen und neue Kraft tanken.

Seit der Schulzeit bei der GHG

Seit Amanda Bischofs erstem Arbeitstag im August 2022 sind rund drei Jahre vergangen. «Von Anfang an gefiel es mir hier so sehr, dass ich nirgendwo anders hinmöchte», sagt sie. Auch wenn sie zu den Jüngsten der Abteilung gehört: Ihre GHG-Erfahrung ist weitaus länger und reicht rund 15 Jahre zurück, denn Amanda Bischof hat ihre gesamte Schulzeit in der GHG CP-Schule verbracht. Sie ist mit Spina Bifida zur Welt gekommen, einer körperlichen Beeinträchtigung, umgangssprachlich «offener Rücken» genannt. Diese wird bei etwa einem von 3000 Kindern festgestellt. Bei Amanda Bischof führt dies dazu, dass sie sich seit ihrer Kindheit per Rollstuhl fortbewegt. «Für mich ist es normal so», sagt sie. «Nur manchmal würde ich gerne laufen», wendet sie ein und verweist darauf, dass es echt nervig sein kann, wenn Stufen oder andere Hindernisse im Weg sind. «Fussgängern fällt das sicher weniger auf, aber für mich macht es einen grossen Unterschied.»

Persönlich abgestimmte Förderung

Regelmässig besucht die junge Frau – zusätzlich zur Musikstunde und zur Physiotherapie – betriebsintern eine Gruppenförderung. Dort trainieren die Klien-tinnen und Klienten gemeinsam mit Fachpersonen ihr schulisches Wissen. «Bei mir geht es im Moment ums Rechnen», sagt Amanda Bischof. Zahlen und zählen sind nämlich in ihrem Job sehr wichtig und entsprechen ihren Stärken. Geschnuppert hat sie zwar auch an anderen Orten, beispielsweise in einer Wäscherei. «Aber weil ich aufgrund meiner Behinderung sitzen muss, gelangte ich nicht an alle Arbeits-flächen und Geräte heran», erinnert sie sich. «Deshalb ist es für mich in der Industrie viel besser. Auch hier ist es wichtig, sorgfältig zu arbeiten – und das kann ich wirklich gut.»

«Sorgfältig arbeiten kann ich wirklich gut.»