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Klar doch:
Ich sein!

Es ist doch klar: Ich möchte mich selbst sein – echt, nicht gestellt, nicht gekünstelt – so wie ich eben bin. Ich möchte mein Leben leben und es auskosten. Sonne und Schnee, Wind und Regen auf meiner Hautspüren, neue Gerüche entdecken und Verschiedenes im Gaumen schmecken.

Ich möchte lernen und mich entwickeln. Ich möchte laufen und reisen, fremden Kulturen begegnen und neue Freundschaften schliessen. Meine langjährigen Freunde will ich besuchen und immer wieder erleben, dass unsere Bande übergrosse Distanzen und viele Jahre halten. Ich möchte die Grösse der Welt und des Alls erahnen und staunen über die unglaubliche Buntheit der Schöpfung. Ich möchte eine sinnstiftende und erfüllende Tätigkeit, bei der ich etwas bewirke. Ich wünsche mir, geschätzt und geachtet zu werden für das, was ich tue. Ich will nach Hause kommen und mich im Kreismeiner Liebsten wohl fühlen, wissen, dass sie das Fundament meiner Welt sind.

Die Wirklichkeit ist oft anders: Mein Umfeld fordert mich. Mein Tagesablauf ist fremdbestimmt; Termine, Aufgaben und Sitzungen jagen einander. Lob und Lohn erhält nur, wer liefert. Ich kämpfe mit meinen Schwächen und Grenzen.

Ich werde müde, der Körper tut weh, vorlauter Anstrengung rast das Herz oder ich schlafe schlecht. Bin das auch ich?

Kann ich ICH sein, wenn ich durch Schmerzen oder eine Behinderung beeinträchtigt bin? Lebe ich mein Leben, wenn ich die Welt und mich selbst nur eingeschränkt wahrnehme? Bin ich immer noch ich selbst, wenn meine Leistungsfähigkeit abnimmt oder eine schleichende Demenz beginnt? Habe ich kein Recht, ich selbst zu sein, nur weil ich auf Hilfeangewiesen bin?

Jeder Mensch hat eine Würde, die ihn beziehungsweise sie einmalig und unendlich wertvoll macht. In dieser Würdegründet das Recht, sich selbst zu sein und sein Leben selbst zu gestalten. Herausforderungen, Widerstände und Behinderungen schränken dieses Recht nicht ein. Sie sind äussere Begebenheiten, die Grenzen und Freiräume aufzeigen. Mitdiesen muss ich lernen umzugehen; ich muss ihre Realität akzeptieren und zu einem Teil von mir machen.

Vielleicht kann ich nicht alles, was ich möchte, verwirklichen. Dass ich es wagendarf, an mich zu glauben und immer wieder zu versuchen, meine Ziele zu erreichen, das macht mich zu mir selbst. An dieses ICH SEIN glaube ich. Für mich, aber – klar doch – auch für jede und jeden in der GHG!

Patrik Müller
Vorsitzender der Geschäftsleitung