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«Nicht vergessen, woher man kommt»

50 Jahre GHG-Fusion. Anlässlich des Jubiläums sprach Patrik Müller, Vorsitzender der Geschäftsleitung GHG, mit dem aktuellen GHG-Präsidenten Heinz Loretini und dessen Vorgänger Bruno Eigenmann am runden Tisch über ihre persönliche GHG-Geschichte.

Bruno Eigenmann, Heinz Loretini, die heutige GHG ist 1971 aus der Fusion der Hülfsgesellschaft der Stadt St.Gallen und der Gemeinnützigen Gesellschaft der Stadt St.Gallen entstanden. Welches war Ihr erster Berührungspunkt mit der GHG?

Bruno Eigenmann: Ich kam erst 1983 zur GHG. Damals wollte eine Bekannte von mir im Katharinenhof ein Café eröffnen. Der damalige Präsident der GHG, Theophil Vogel, gab ihr den Auftrag, einen Präsidenten für die Betriebskommission zu finden. Sie fragte mich an – und voilà, ich war bei der GHG dabei.

Heinz Loretini: Meinen ersten Kontakt mit der GHG hatte ich 1975 – mit 16 Jahren. Meine Mutter arbeitete damals in der Küche der CP-Schule. Mit dem Verkauf von «Backsteinen» und «Blumen» sammelten wir Geld für die Schule. Später kam ich in den Vorstand, weil die GHG einen Banker für den Posten suchte. Als erste Amtshandlung habe ich alle GHG-Institutionen angefragt, welche Konten, Schulden und Guthaben sie hätten. Das kam nicht wirklich gut an.

Sie, Herr Eigenmann, wurden 2001 zum Präsidenten gewählt. Was war Ihr Ziel?

Bruno Eigenmann: Die GHG war damals noch ganz anders aufgestellt als heute. Sie hatte nicht einmal ein Sekretariat. Jedes Haus hatte eine eigene Buchhaltung mit eigenen Vorstellungen an die Rechnungslegung. Mir war klar: Hier musste man etwas tun, die GHG neu aufstellen. Ich war jedoch der Meinung, dass dies jemand Jüngeres machen sollte und so kam Heinz, der den «Schnauf» dazu hatte.

Von links: Heinz Loretini, Bruno Eigenmann, Patrik Müller

Heinz Loretini, wie war Ihr Start als neuer GHG-Präsident?

Heinz Loretini: Ich kannte die GHG bereits gut und konnte gleich anpacken. Mit personellen Wechseln innerhalb der verschiedenen Gremien kam Schwung in die Neuorganisation. Im Jahr 2007 gründeten wir das GHG-Sekretariat, um die Finanzen zu vereinheitlichen.

Wie wichtig ist der ehrenamtliche Gedanke – gestern, heute und morgen?

Bruno Eigenmann: Die Aufgabe, welche die GHG heute als Ganzes hat, ist rein ehrenamtlich nicht mehr zu bewältigen.

Heinz Loretini: Bei der Basisarbeit ist es gut möglich und wichtig, ehrenamtliche Arbeit zu leisten. Im Vorstand arbeiten neun Personen ehrenamtlich mit. In der Internen Aufsicht sind es nochmals neun Personen. In den Institutionen arbeiten weiter über 60 Freiwillige. Die Führung ist jedoch professionell organisiert – und das ist gut so.

Die GHG 2021. Welchen Beitrag leistet die GHG heutzutage für Menschen mit besonderen Bedürfnissen?

Bruno Eigenmann: Wenn eine Gesellschaft nach so vielen Jahren ein grosses Bauvorhaben wie die GHG Rosenberg durchführen kann, dann ist das der beste Beweis dafür, dass die GHG lebt und ihre Aufgabe wahrnimmt.

Heinz Loretini: Wir prüfen laufend, wo es uns braucht und wo allenfalls auch nicht mehr. Im Vorstand haben wir Leute aus dem Unternehmertum, die eine andere Sichtweise einbringen. Die GHG ist in St.Gallen eine Instanz. Der Staat kann nicht alles machen, auch wenn er sehr engagiert ist.

Bruno Eigenmann: Für mich war die Neuorganisation entscheidend, damit die GHG auch in Zukunft überleben kann. Heute steht die GHG super da.

Round-Table-Gespräch im zu diesem Zeitpunkt noch wegen Corona geschlossenen Restaurant Stadtblick.

Heinz Loretini, Sie sind seit 16 Jahren Präsident. In diesem Jahr wird mit der GHG Rosenberg ein Grossprojekt vollendet. Welche Ziele haben Sie für die nächsten Jahre?

Heinz Loretini: Die neue Strategie von Sonnenhalde Tandem soll auf den Weg kommen. Zudem will ich die Zusammenarbeit innerhalb der GHG weiter fördern mit geschützten Arbeitsplätzen. Auch den Raumbedarf für die CP-Schule und den Tempelacker möchte ich klären.

Welches sind Ihre Wünsche an die GHG als ehemaliger Präsident, Bruno Eigenmann?

Bruno Eigenmann: Die GHG muss am Ball bleiben. Ich bewundere die Ausdauer von Heinz. Er hat das Amt über die Jahre mit einer Beharrlichkeit ausgeübt, die bemerkenswert ist. Mit Interesse lese ich die Publikationen der GHG und freue mich: Das sieht frisch und gut aus.

Welcher Leitgedanke hat Ihre Amtszeit geprägt

Bruno Eigenmann: Ich bin noch heute davon überzeugt, dass man nicht alle Aufgaben dem Staat überlassen muss. Die Bürger können sich selber engagieren. Eine soziale Organisation sollte sich jedoch strategische Gedanken machen und transparent sein.