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«Das ist unser Herzensprojekt»

Seit Schuljahresbeginn sind zwei Oberstufenklassen der GHG HPS umgezogen – in zwei grosse, übereinandergestapelte Baucontainer in kurzer Gehdistanz zum Hauptschulhaus. Was als Projekt wegen Platzmangel startete, hat sich als grosses Plus für Kinder und Lehrpersonen entpuppt. Sie haben im «Pavillon» ihr eigenes, kleines Reich geschaffen.

Ein feiner Duft von frischgebackenen Brötli empfängt alle, die durch die Tür treten. Das kommt unerwartet, denn von aussen wirkt der Turm aus grossen Baucontainern unscheinbar. «Wir nennen ihn Pavillon – nicht Container», betont Dominik Rohrer. Er und Kirsten Löcknitz sind Lehrpersonen der ersten Oberstufenklasse mit sieben Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 12 und 14 Jahren. Seit letztem Sommer befindet sich ihr Klassenraum im Container – oder eben – im Pavillon.

Die erste Oberstufen-Klasse geht seit Anfang Schuljahr im Container – genannt Pavillon – zur Schule.

Tatsächlich erinnert im Innern wenig an einen Container: Gleich hinter dem Eingang befinden sich Garderobe, Schuhschrank und Toilette. Die Zahnputzbecher für jedes Kind sind an einer Vorrichtung aufgehängt. In der Küche sind die Schoggibrötli im Ofen und verströmen ihren Duft, ein Mädchen repetiert mit Hilfe eines Tablets die Zutaten, die es zuvor in den Teig geknetet hat. Gleich daneben geht es in den eigentlichen Klassenraum. Ein grosser Tisch steht in der Mitte, Holzspanplatten begrenzen die Studiernischen, in denen Schülerinnen und Schüler Rechenaufgaben lösen. Auch eine Ruheecke und ein Arbeitsplatz mit Computer für die Lehrpersonen sind vorhanden. Ein Klassenzimmer zum Wohlfühlen.

«Die Kinder können sich hier besser aufs Lernen konzentrieren.»

Aussergewöhnliches Engagement

«Als im letzten Frühjahr Lehrpersonen gesucht wurden, die bei diesem Projekt mitmachen, haben wir uns beide sofort gemeldet», sagt Kirsten Löcknitz. Zusammen mit Dominik Rohrer plante und zeichnete sie ihren neuen Klassenraum. Die GHG HPS hatte zuvor entschieden, ab Sommer zusätzliche Schülerinnen und Schüler aufzunehmen und suchte dafür neuen Schulraum. «Wir hatten auch andere Lösungen ins Auge gefasst, zum Beispiel einen Umzug an einen anderen Standort der GHG», erzählt Dominik Rohrer. «Die Nähe zum Haupthaus der HPS gab schliesslich den Ausschlag für die Containerlösung.» Die Kinder kennen das Schulareal und gehen meist selbständig in die Therapie oder zum Werkunterricht. Ein weiterer Vorteil: im Aussenposten gehe es etwas ruhiger zu und her. «Einigen Kindern tut diese Abgrenzung sehr gut. Sie können sich besser aufs Lernen konzentrieren.»

Für ihren neuen Klassenraum haben Dominik Rohrer und Kirsten Löcknitz letzten Sommer auf grosse Ferien verzichtet. Fast täglich waren sie in der Schule, planten ihr neues Klassenzimmer und kauften Mobiliar und Holz für die Schränke ein. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten wurden die Baucontainer erst am Donnerstag vor Schuljahresbeginn aufgestellt. Nun hiess es erst recht: Vollgas geben! Die beiden Lehrpersonen zimmerten Schränke und Nischen, richteten die Küche ein, schliffen, schraubten, hämmerten. Für die Technik­anschlüsse zogen sie Profis hinzu.

Das Pavillon-Team (von links): Dominik Rohrer, Sara Dias, Kirsten Löcknitz, Jonas Rindlisbacher.

Teamarbeit vom Feinsten

Bei all dem mit dabei waren auch die beiden Klassenassistenzen Jonas Rindlisbacher und Sara Dias. «Hut ab, kann ich da nur sagen», lobt sie Kirsten Löcknitz. «Die beiden starteten in einem Durcheinander, mussten gleichzeitig eine neue Klasse kennenlernen und uns helfen beim Einrichten.» Das ganze Team habe viel Freizeit investiert, damit die zwei Klassen bereits in der zweiten Schulwoche ins eigene Reich einziehen konnten. «Wir waren Feuer und Flamme und haben uns ins Zeug gelegt, um ein richtig schönes Klassenzimmer zu gestalten», erzählt Dominik Rohrer stolz.

Inzwischen haben sich die Klassen wunderbar im Pavillon eingelebt. «Uns gefällt es sehr. Und wir haben zusätzlich eine Dachterrasse, auf der wir uns bei schönem Wetter verweilen können», sagt Kirsten Löcknitz. Sie ist bereits wieder voller Tatendrang. Dominik Rohrer ergänzt: «Es ist unser Herzensprojekt. Wir möchten nicht mehr weg von hier.