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«Ich tanze zum ersten Mal»

Das Tanzen ist für Kim Güpfert eine neue Erfahrung. Der 14-Jährige sitzt im Rollstuhl und hat seine neue Leidenschaft während eines Kurses entdeckt. Im Rahmen des 60-Jahre-Jubliäums der GHG CP-Schule fanden übers Schuljahr verteilt verschiedene Tanzkurse statt. Einer davon: Rollstuhl-Linedance.

Kim bewegt den Rollstuhl geschickt vorwärts und wieder zurück, schnippt zwischendurch im Takt zur Musik mit den Fingern und schwingt zum Schluss die Arme hin und her. Ihn beim Tanzen mit dem Rollstuhl zu beobachten, ist beglückend. «Ich tanze zum ersten Mal im Leben», sagt Kim begeistert. «Man muss richtig aufpassen, dass man mit dem Rollstuhl auf der Tanzfläche niemanden umfährt.» Kim ist stolz auf seine ersten Erfolge: «Die Abfolgen sind zum Teil echt schwierig.»

Perfekt für den USA-Fan

Linedance ist eine choreografische Tanzform, bei der einzelne Tanzende in Reihen und Linien vor und nebeneinander tanzen. Ein Gruppentanz, der vor allem in den USA populär ist. Meist wird zu Popmusik oder Country getanzt, ganz im Sinne von Kim: «Mir gefällt Country-Musik und ich bin gerne in den USA.» Mit seinen Eltern reist er regelmässig nach Florida in die Ferien.
Das subtropisch warme Klima dort behagt ihm. «In Florida entspannt sich alles.»

Zuhause besucht Kim seit zehn Jahren die CP-Schule: «Hier ist alles freundlich und hell.» Und es ist ihm wichtig zu erwähnen: «Ich bin meinen Lehrerinnen sehr dankbar dafür, dass sie so viel für mich machen.»

«Man muss aufpassen, dass man auf der Tanzfläche niemanden umfährt.»

Tanzmoves mit dem Rollstuhl

Während des Linedance-Projekts üben Kim und die anderen Kinder und Jugendlichen den Rollstuhl synchron mit den anderen im Takt der Musik zu bewegen. Unter der Anleitung der Tanzlehrerin klappt das erstaunlich schnell. Karin Müntener ist Linedance-Pionierin für Menschen mit einer Beeinträchtigung der körperlich-motorischen Entwicklung. Sie leitet seit zehn Jahren eine Linedance-Rollstuhltanzgruppe. Zu Beginn übte die Tanzlehrerin, die selbst nicht im Rollstuhl sitzt, ihre Rollstuhl-Choreografien auf einem Bürostuhl. Inzwischen besitzt sie zwei Rollstühle.

Ein talentierter Teenager

In seiner Freizeit macht Kim gern Wasserfitness und Crossfit. In der Schule mag er Deutsch, obwohl er nicht viele Bücher liest. Englisch wird er wohl schnell lernen, denn: «Ich verstehe schon fast alles, wenn Englisch gesprochen wird. Zum Beispiel auch den Text des Country-Liedes, zu dem wir im Rollstuhl tanzen.» Kim lacht und man glaubt es ihm aufs Wort, wenn er von sich sagt: «Ich bin ein fröhlicher Mensch.»

Choreografie mit dem Rollstuhl. Das Linedancing löst bei den Kindern Begeisterung aus.

Karin Müntener leitet seit zehn Jahren eine Linedance-­Rollstuhltanzgruppe.